Tamme ist tot!
Kaum zu glauben, der ostfriesische Pferdeflüsterer ist nicht mehr unter uns. Mitten aus dem Leben gerissen wie ein vom Sturm gefällter Baum. In meiner Zeit als Lektorin beim List Verlag hatte ich das Glück und Vergnügen, mit Tamme zwei Wochen lang durch Ostfriesland zu fahren und ihm bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Tamme und ich haben ein Buch zusammen gemacht – ich habe ihn interviewt und seine unzähligen Geschichten und Anekdoten von Pferden und ihren Besitzern aufgeschrieben. Damals war sein Name nur in der Pferdewelt ein Begriff, in den letzten Jahren hingegen flimmerten die Geschichten vom XXL-Ostfriesen über zahllose deutsche Fernsehbildschirme.
Die Entstehung von »Das Glück der Pferde in meinen Händen«, so der Titel des Buchs, hat mir viele interessante Stunden mit Tamme beschert. Und ich wurde dabei von Rauchschwaden eingehüllt – denn Tamme war eingefleischter Zigarrenraucher und hat auch im Wagen nicht auf seine Stumpen verzichtet. Was regelmäßig zu Zank zwischen uns führte. »Das musst du abkönnen, wenn Du mit mir unterwegs bist«, meinte er mit seinem lakonischen Humor. Ich ließ das Beifahrerfenster herunter, und er ließ es postwendend wieder hinauf. So ging es hin und her. Doch gegen seinen ostfriesischen Dickschädel hatte ich keine Chance.
In den letzten Jahren war der Medienrummel um ihn riesengroß, und wenn ich ihn beim Zappen zufällig wieder einmal ins Bild bekam, habe ich mich mehr als einmal gefragt, wie der Riese dieses Pensum aushält. Neben dem Zigarrenrauchen war Tamme auch den leiblichen Genüssen zugetan und hat sich gern mal ‘n Lütten gegönnt, jedenfalls damals. Inzwischen ist er längst über die deutschen Grenzen hinaus als Pferdeeinrenker bekannt. Neben der Pferde-Reha, die er in seinem Heimatort Filsum betrieb, reiste er, immer ein Fernsehteam im Schlepptau, durch die Welt und renkte Pferde und manchmal auch Zweibeiner ein, ob auf der arabischen Halbinsel oder in Südamerika.
Schade, Tamme, nun hat die Welt ein wahres Original und einen großen Pferdemann verloren. Gern hätte ich ein zweites Buch mit dir gemacht, wie von Dir vorgeschlagen. Aber die Zeit ist Dir davongelaufen. Und nun ist sie um.
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